(PN) 03.11.2017 – Während der israelische Premierminister, Benjamin Netanyahu, in London mit der englischen Premierministerin, Theresa May, 100 Jahre Balfour-Deklaration feierte, beging die israelische Armee zuhause den historischen Tag mit umfassenden Razzien, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen von Palästinensern in Ost-Jerusalem und der Westbank. Insgesamt nahm nach Medienberichten die israelische Armee 17 Palästinenser bei nächtlichen Razzien fest und verschleppte sie an zumeist unbekannte Orte.
In der Westbank nahm die israelische Armee bei Razzien vor Sonnenaufgang mindestens vier Palästinenser fest. Zwei Palästinenser wurden im Jenin Bezirk im Norden der Westbank in der Stadt Qabatiya verhaftet. Als Anwohner, die Verhaftung verhindern wollten, setzten die Soldaten Tränengas gegen sie ein. In der südlichen Westbank, in Bethlehem, verhafteten sie zwei weitere Palästinenser. Einen 29jährigen bei der Durchsuchung seines Hauses, sowie einen 40jährigen Inhaber eines Cafés in der Innenstadt.
Razzien durch israelische Soldaten wurden auch aus dem Dorf Immatain, östlich von Qalqilya, und der Stadt Jit gemeldet. Bei einer Razzia der Stadt Azzun, ebenfalls östlich von Qalqilya, wurde ein palästinensische Junge von einer Kugel der Soldaten getroffen und musste ins Dirwish Krankenhaus gebracht werden.
In Tuba, in der nördlichen Westbank, wurden nach Angaben der Palästinensischen Gefangenenorganisation PPS Häuser durchsucht und vier Palästinenser verhaftet. In Hebron, in der südlichen Westbank, verhafteten israelische Soldaten acht Palästinenser. Noch vor Sonnenuntergang stürmten israelische Soldaten die Stadt Beit Ummar und verhafteten vier weitere Palästinenser. Damit wurden, nach Angaben eines palästinensischen Aktivisten vor Ort, seit Juni insgesamt 72 Palästinenser in Beit Ummar verhaftet, die Hälfte davon Jugendliche.
In der Stadt Yatta wurde ein Universitätsstudent nach einer Hausdurchsuchung verhaftet. Ein weiterer Student wurde bei einer Razzia im Flüchtlingscamp al-Arroub verhaftet. In Ost-Jerusalem nahm die israelische Armee zwei Jugendliche im Stadtteil Jabal al-Tur fest.
Einer Dokumentation der UN zur Folge hat Israel in der Zeit vom 10. bis 23. Oktober allein 196 Razzien und Verhaftungen in der Westbank durchgeführt, dabei wurden auch neun Kinder verhaftet. Insgesamt hat die UN wiederholt auf die erschreckend hohen Zahlen von Verhaftungen von palästinensischen Kindern hingewiesen. In einem Bericht vom vergangenen Jahr des Generalsekretärs ist festgehalten, dass Israel allein im Jahr 2015 insgesamt 860 palästinensische Kinder verhaftet hat. Davon waren 136 Kinder zwischen 7 und 11 Jahre alt. Auf die Appelle der UN, Kinder zu schützen, reagierte die israelische Regierung mit drakonischer Verschärfung zahlreicher Gesetze. So beschloss die Knesset eine Änderung des Strafgesetzes, wonach das Werfen von Steinen fortan mit 20 Jahren Gefängnis bestraft werden kann.
In Bethlehem unterband die israelische Armee später am gestrigen Tag gewaltsam eine palästinensische Demonstration aus Anlass des 100. Jahrestages der Balfour-Deklaration. Kurz nachdem die Proteste anfingen, tauchten Soldaten auf und attackierten den Berichten zur Folge die Palästinenser mit Gummi-Geschossen, Tränengas und sogar scharfer Munition. Ein Palästinenser erlitt eine Schusswunde und etliche kämpften mit den Folgen der Tränengas-Attacken.