(PN) 27.11.2017 – Am Sonntag hat ein Palästinenser in Um Tuba, einem Stadtteil im besetzten Ost-Jerusalem, sein eigenes Haus zerstört, weil er die hohen Abrissgebühren der Stadtverwaltung von Jerusalem nicht bezahlen konnte.

Die israelische Stadtverwaltung von Ost-Jerusalem hatte Jamal Omar Abu Tair, den Eigentümer, über den geplanten Abriss seines Hauses mit dem Hinweis informiert, er hätte keine Baugenehmigung für das Gebäude gehabt. Gleichzeitig wurden Abu Tair hohe Abrissgebühren in Aussicht gestellt.
Da der Mann die überzogenen Forderungen nicht hätte bezahlen können, entschied er sich, sein Haus selber abzureißen.
Abu Tahir ist nicht der erste, der zu solchem Handeln von Israel gezwungen wird. Viele palästinensische Familien sahen sich in der Vergangenheit gezwungen, ihre Häuser abzureißen, da ihnen das Geld, die Abrissverfügungen der Stadtverwaltung vor Gericht anzufechten, fehlt.
Palästinenser in Ost-Jerusalem, wie auch in den anderen von Israel illegal besetzten Gebieten, sind gezwungen, für die Errichtung von Häusern und Wohnungen auf ihrem eigenen Land Baugenehmigungen zu beantragen. Doch kaum ein Antrag von Palästinensern wird genehmigt. Hinzu kommt ein jahrelanges Antragsverfahren, das nach Untersuchungen des Applied Research Institute – Jerusalem (ARIJ) Jahre dauern und Unsummen verschlingen kann. Nach Erkenntnissen des ARIJ belaufen sich allein die Antragskosten für ein eigenes Heim für Palästinenser auf Summen von bis zu rund $80.000.
Da vier von fünf Palästinensern im besetzten Ost-Jerusalem unter der Armutsgrenze leben, ist es ihnen schon aus finanziellen Gründen nicht möglich, eine Baugenehmigung zu beantragen. In ihrer Verzweiflung bauen viele deshalb in der Not ohne Genehmigung, und müssen dann später erleben, dass die Häuser zu hohen Gebühren abgerissen werden, oder sie gezwungen sind, diese selber abzureißen, um nicht mit Abrissgebühren belastet zu werden, die sie ruinieren.
Erst in der vergangenen Woche hatte die Stadtverwaltung von Ost-Jerusalem ohne Vorankündigung das Wohnhaus von Jamal Abu Khdeir zerstört. Die Familie war 2014 international bekannt geworden, als israelische Siedler den 17jährigen Sohn Mohammad am helllichten Tag verschleppten und in einem Wald bei Jerusalem bei lebendigem Leib verbrannten. Am letzten Mittwoch tauchten mehr als 40 Soldaten mit zwei Schaufelbaggern vor dem Wohnhaus der Familie auf, und zerstörten ohne Vorankündigung das Haus, in dem 27 Familienmitglieder lebten. „Man kann es mit Worten nicht beschreiben, wie es einem das Herz zerreißt, zu sehen, wie das eigene Haus abgerissen wird“, sagte der 67jährige Jamal Abu Khdeir, dessen Familie nun in beengten Notunterkünften leben muss.
Israelis haben keine Probleme, Baugenehmigungen zu erhalten. Einem Bericht der israelischen Tageszeitung Haaretz zur Folge, wurden von 11.603 Baugenehmigungen, die die Stadtverwaltung in den Jahren 2010 bis 2015 erteilte, lediglich 878 an palästinensische Stadtteile ausgesprochen. Das sind gerade einmal 7 Prozent, obwohl in diesen Stadtteilen mehr als 40 Prozent der Bevölkerung leben. 93 Prozent aller erteilten Baugenehmigungen gingen an Israelis.