(PN) 30.11.2017 – Ein palästinensischer Bauer wurde heute früh bei Qusra in der Westbank nahe Nablus von einem israelischen Siedler erschossen. Vorher sollen Steine auf eine Schulgruppe geworfen sein. Palästinensische Augenzeugen sagen, der Bauer haben niemanden angegriffen.

Nach Angaben israelischer Siedler, die vermutlich aus der nahegelegenen illegalen Siedlung Esh Kodesh stammen, sei eine Schulgruppe auf einer Wanderung durch palästinensisches Gebiet gewesen. Palästinensische Jugendliche hätten die Schüler dann mit Steinen beworfen. Dabei wurden zwei Erwachsene leicht verletzt. Einer der begleitenden Siedler habe daraufhin das Feuer eröffnet und einen 48jährigen Mann, Mahmoud Zael Oudeh, getötet, der gerade dabei war, sein Feld zu bestellen.
Palästinensische Bewohner der Ortschaft Qusra weisen darauf hin, dass der getötete Mann mit seiner Frau zur Feldarbeit gegangen sei. Kusai Abed Almanam, Mitglied des Beirats von Qusra, hält die Angaben der Siedler für unwahr. „Mahmoud Zale Oudeh war mit seiner Frau losgegangen, die Version der Siedler ist eine Lüge. So ein Mann mit seiner Frau kann niemals eine Gruppe von fünfzehn Siedlern angreifen.“
Ein Mitarbeiter der Palästinensischen Autonomiebehörde bestätigte inzwischen, dass Mahmoud Zale Oudeh in die Brust geschossen wurde und er später im Krankenhaus von Nablus an den Folgen der Schusswunde gestorben sei.
Es ist nicht das erste Mal, dass es um Qusra zu schweren Zusammenstößen zwischen illegalen Siedlern und der palästinensischen Bevölkerung kommt. So war eine Gruppe von Siedlern 2011 in das Zentrum von Qusra eingedrungen und hatte auf die örtliche Moschee einen Anschlag verübt. Die Siedler schlugen Fenster ein, rollten brennende Reifen in die Moschee und sprühten „Mohammed [der Prophet] ist ein Schwein“ auf die Fassade. Der Vorfall führte zu Protesten der Palästinensischen Autonomiebehörde. Auch die Europäische Union und die Vereinigten Staaten von Amerika verurteilten den „gefährlichen und provokanten Anschlag“.
In den Folgejahren kamm es immer wieder zu Angriffen seitens aggressiver israelischer Siedler gegen die palästinensische Bevölkerung, oft unter den Augen der nicht eingreifenden israelischen Soldaten. Im Mai dieses Jahres erschoss ein israelischer Siedler einen 23jährigen Palästinenser bei Protesten in Huwwata, südlich von Nablus.
Nach Angaben der Vereinten Nationen, Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), kam es in diesem Jahr in der Westbank und in Ost-Jerusalem bereits zu 159 Angriffen von illegalen Siedlern gegen Palästinenser und ihre Einrichtungen. Das ist ein Anstieg von rund 30% gegenüber 2016.
Insgesamt wurden seit Anfang letzten Jahres 167 Palästinenser durch israelische Soldaten oder Siedler getötet. 49 davon waren Kinder.