(PN) 12.12.2017 – Ein Video, das der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem übergeben wurde, zeigt, wie eine große Gruppe israelischer Soldaten in Hebron einen jungen Palästinenser festnehmen und unkontrolliert verprügeln. Die Festnahme erfolgte als Reaktion auf Proteste gegen die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten, Jerusalem als Hauptstadt Israels einseitig anzuerkennen.
Auf dem Video, das am letzten Freitag, dem sogenannten „Day of Rage“ (Tag des Zorns) von einem oberen Fenster eines Hauses aufgenommen wurde, sieht man deutlich, wie eine große Gruppe von israelischen Soldaten auf den am Boden liegenden jungen Palästinenser eintreten und einschlagen. Der Anwohner, der die Aufnahmen machte, sagte, die Schmerzensschreie des Jungen hätten ihn aufgeschreckt, daraufhin habe er begonnen zu filmen.
Entgegen jeglicher Rechts- und Dienstordnung, auch der israelischen Armee, prügeln mehrere Soldaten auf den längst wehrlos am Boden liegenden ein, er wird getreten, dann hochgezerrt, festgehalten und erneut von mehreren Soldaten ins Gesicht und gegen den Kopf geprügelt. Dann wird er weggeschleppt, und ein Soldat schlägt ihm in den Magen. Wenige Meter später wird er wieder herumgezerrt und auf den Kopf geschlagen. Dabei ist er zeitweise von 14 Soldaten umringt, von denen auch erst kürzlich zur Gruppe dazugestoßene ungehemmt auf den gefangenen Jungen einprügeln. Beim Abführen tritt ihn dann noch ein Soldat von hinten ins Bein. Die Aufnahmen werden immer wieder durch heftige Blendgranaten unterbrochen, die die Armee in der Straße Richtung des Aufnahmeortes des Videos abschießt.
Erst vor zwei Wochen hatte der israelische Generalstaatsanwalt den Vorwurf des Sprechers der Menschenrechtsorganisation „Breaking the Silence“ als „Lüge“ abgetan, wonach israelische Soldaten bei Festnahmen von Palästinenser teilweise äußerst brutal vorgehen. Das Video beweist dagegen einmal mehr die unkontrolliert brutale Vorgehensweise der israelischen Armee und bestätigt damit auch Berichte von B’Tselem.
„Diese Maßnahmen erfolgen in Übereinstimmung mit dem Leitprinzip der israelischen Behörden, wonach Palästinenser kein Recht haben, gegen die Besatzung zu sein, und nicht einmal das Recht auf freie Meinungsäußerung und Protest haben“, stellte B’Tselem dazu fest.
Auf Anfrage des israelischen Internetmagazins +972, erklärte ein Armeesprecher, man werde den Vorfall untersuchen. In einem umfassenden Bericht von B’Tselem ist allerdings aufgelistet, dass in 300 Fällen militärischer Gewalt zwischen 2000 und 2015 insgesamt 229 Anzeigen ohne Konsequenzen für die Täter zu den Akten gelegt wurden. Lediglich in 11 Fällen wurde gegen Soldaten ein Verfahren eingeleitet.
„Dies ist die gewalttätige Realität, unter der [israelischen] Besatzung zu leben“, konstatiert B’Tselem.