(PN) 11.01.2018 – Nur einen Tag, nachdem israelische Kanonenboote palästinensische Fischer im Gazastreifen beschossen, zwei Fischer verhaftet und ihr Boot konfisziert haben, hat die israelische Marine erneut auf palästinensische Fischer geschossen und sechs Besatzungsmitglieder verhaftet, darunter zwei Minderjährige.

Am Dienstagmorgen attackierten israelische Patrouillenboote mehrere palästinensische Fischerboote nahe Sudaniyya im Nordwesten von Gaza-Stadt und beschossen sie mit scharfer Munition. Die Fischerboote befanden sich zu dem Zeitpunkt weniger als vier Meilen von der Küste entfernt und damit in dem von Israel willkürlich als legale Fischereizone von sechs Meilen definiertem Gebiet.
Nachdem die Kanonenboote die Fischerboote mehrfach umkreist und beschossen hatten, forderten sie die Fischer auf, sich auszuziehen, in das eiskalte Wasser zu springen, und zur israelischen Marine hinüber zu schwimmen. Als die sechs Palästinenser die Kanonenboote erreicht hatten, wurden sie festgenommen und in den israelischen Hafenort Ashdod Port gebracht.
Unter den sechs verhafteten Fischern befanden sich auch zwei Kinder, der 10jährige Ahmad Monir Sa’idi und der 9jährige Mohammad, die jeweils mit ihren Vätern rausgefahren waren.
Üblicherweise hält die israelische Marine verhaftete Fischer für mehrere Stunden oder Tage gefangen, verhört sie in Handschellen und mit verbundenen Augen und entlässt sie danach. Sie müssen dann zu Fuß nach Gaza zurückkehren. Ihre Boote werden konfisziert, und den Fischern wird gedroht, dass sie nicht nochmals zum Fischen hinausfahren sollen. Allein 2016 wurden nach Angaben der Fischereibehörde in Gaza 113 Fischer verhaftet, zehn wurden durch Schüsse verletzt, und 38 Fischerboote wurden konfisziert.
2017 erschoss die israelische Marine bei zwei separaten Angriffen zwei palästinensische Fischer ohne rechtfertigenden Grund. Der Angriff auf das Boot des 25jährigen Familienvaters Mohammad Bakr, der von israelischen Marinesoldaten in die Brust geschossen und getötet wurde, als er versuchte, das rettende Ufer zu erreichen, wurde im Video festgehalten.
„Sie vernichten unsere Existenz“, klagen die Fischer in Gaza, die auch immer wieder erleben müssen, dass ihre Netze von israelischen Marinesoldaten beschädigt oder zerstört werden. Aufgrund der permanenten Terrorisierung durch die israelische Marine, haben viele Fischer inzwischen aufgegeben, zumal in der geringen Zone, die Israel für Fischereizwecke definiert, aufgrund von Überfischung kaum noch mit Fängen gerechnet werden kann. Zu den Fischgründen, in denen es noch Fische gibt, lassen die israelischen Kanonenboote die Fischer nicht fahren. Nach Einschätzung der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem leben deshalb 95% der Fischer von Gaza inzwischen unter der Armutsgrenze.