(PN) 08.02.2018 – Innerhalb von 24 Stunden haben israelische Soldaten und Sicherheitsmänner zwei junge Palästinenser in der Westbank erschossen. Weitere junge Männer wurden durch Schüsse verwundet, ein Mann wurde von einem Armeefahrzeug überfahren und lebensgefährlich verletzt.

Der erste Vorfall ereignete sich am späten Dienstagabend, als israelische Soldaten in Nablus einfielen und ein Haus umstellten, um die Bewohner zu verhaften. Aufgebrachte palästinensische Jugendliche begannen daraufhin, mit Steinen zu schmeißen, woraufhin die Soldaten das Feuer auf sie eröffneten. Augenzeugenberichten zufolge wurde dabei wahllos in die Menge der Protestierenden geschossen. Nach Angaben des Palästinensischen Gesundheitsministeriums erlitten mindestens 32 durch den eigentlich verbotenen Einsatz von scharfer Munition Verletzungen und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Sechs von ihnen befinden sich in einem kritischen Zustand.
Nach Angaben des al-Najah Krankenhauses in Nablus wurde ein 22jähriger Palästinenser, Khalid Walid al-Tayeh, mit Schusswunden in die Brust eingeliefert und starb. Ein anderer Mann erlitt einen Schuss in den Oberschenkel, bei dem die Kugel die Hauptarterie des Beins zerfetzte. Der Mann befindet sich in kritischem Zustand und musste notoperiert werden.
Ein weiterer Mann wurde von einem Jeep der Armee überfahren und befindet sich ebenfalls in einem kritischem Zustand.
Nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes wurden bei den Zusammenstößen insgesamt 110 Palästinenser verletzt, davon 32 durch scharfe Munition, 26 durch Schüsse mit gummiummantelten Stahlkugeln und 51 durch den intensiven Einsatz von Tränengas.
Der Leichnam des 22jährigen Khalid Walid al-Tayeh wurde gestern von Tausenden von Palästinensern in Nablus zu Grabe getragen. Dabei wurde von vielen Teilnehmern die israelische Besatzung lautstark verurteilt.

19jähriger nach Messerattacke in Hebron erschossen
Zu einem weiteren schweren Zwischenfall kam es gestern bei Hebron, als ein 19jähriger Palästinenser von Wachmännern der israelischen Siedlung Karmei Tzur erschossen wurde. Die Siedlung wurde in Verletzung internationalen Rechts unter Enteignung palästinensischen Lands errichtet und gilt gemäß des Völkerrechts als illegal.
Der junge Mann, so das israelische Militär, sei mit einem Auto vorgefahren, ausgestiegen, und habe einen der Wachmänner am Eingang zur Siedlung mit einem Messer leicht an der Hand verletzt. Ein weiterer Wachmann eröffnete daraufhin sofort das Feuer und erschoss den 19jährigen, dessen Name mit Hamza Zama’ra angegeben wurde.

Wenig später, so berichteten palästinensische Medien, seien israelische Sicherheitskräfte bei der Familie von Zama’ra in Halhoul, nördlich von Hebron, erschienen, hätten das Haus der Familie gewaltsam durchsucht, die Familienangehörigen befragt und den Vater von Zama’ra verhaftet und mitgenommen. Nach intensivem Verhör im militärischen Stützpunkt Etzion wurde er freigelassen, dafür wurden zwei seiner Söhne zur Befragung zum Stützpunkt beordert.
Nach dem Tod des jungen Mannes, kam es in Halhoul zu Protesten von palästinensischen Jugendlichen, auf welche die israelische Armee ebenfalls mit dem Einsatz von scharfer Munition, gummiummantelten Stahlkugeln und Tränengas reagierte. Dabei wurden nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes mindestens 29 Palästinenser verletzt, drei davon durch den Einsatz von Schlagstöcken.
Der getötete 19jährige Zama’ra saß in der Vergangenheit bereits 14 Monate im Gefängnis, weil er gegen die israelische Besatzung protestiert hatte. Zwei seiner Brüder befinden sich derzeit ebenfalls in israelischen Militärgefängnissen.
Zama’ra ist bereits der neunte junge Palästinenser, der in den ersten fünf Wochen dieses Jahres von Israel getötet wurde. Vier Getötete waren Jugendliche im Alter von 16 Jahren.