(PN) 09.02.2018 – Auch am 10. „Freitag des Zorns“ haben israelische Soldaten erneut scharfe Munition gegen palästinensische Demonstranten eingesetzt und dabei einem palästinensischen Jugendlichen in den Kopf geschossen. Von ihrer sicheren Position hinter dem Grenzzaun zum Gazastreifen aus schossen sie auf die Demonstranten und verletzten einen Jugendlichen durch einen Schuss in die Schläfe lebensgefährlich.

Wie jeden Freitag, seitdem der amerikanische Präsident Jerusalem einseitig als Hauptstadt Israels anerkannte, kam es heute in der gesamten Westbank und im Gazastreifen zu Protesten von Palästinensern, die sich mit der illegalen Besatzung ihres Landes durch Israel nicht abfinden wollen. Zusätzliche Wut hat sich durch die Erschießung in dieser Woche von drei Palästinensern durch israelische Soldaten aufgestaut. Im Gazastreifen versammelten sich wieder Hunderte, vor allem jugendliche Demonstranten und verlangten ein Ende der Besatzung, warfen Steine in Richtung des Grenzzaunes oder zündeten Autoreifen an.
Nichts davon stellte für die hinter dem Grenzzaun und einem Erdwall sicher versteckten Soldaten eine Gefahr dar. Gleichwohl eröffneten die israelischen Soldaten auch heute wieder unkontrolliert das Feuer auf die Protestierenden und verletzten nach Angaben des Sprechers des Palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza, Dr. Ashraf al-Qedra, mindestens 27 von ihnen durch scharfe Munition, obwohl der Einsatz scharfer Munition außerhalb einer akuten Gefahrenlage auch nach israelischen Bestimmungen illegal ist.
Einer der Verletzten, ein Teenager, wurde dabei von einer Kugel in die Schläfe getroffen und lebensgefährlich verletzt. Auf einem Video, das im Internet kursiert, sieht man, wie Sanitäter mit dem am Kopf heftig blutenden Jungen zu einem Krankenwagen rennen. Der brachte ihn in das Shifaa Krankenhaus in Gaza Stadt, wo er notoperiert wurde. Sein Zustand ist kritisch. Ob er Überlebenschancen hat, ist derzeitig nicht bekannt.
Scharfe Munition, gummiummantelte Stahlkugeln und Tränengaskanonen feuerte die israelische Armee auch auf Demonstrierende östlich von Khan Younis, im südlichen Teil des Gazastreifens, ab. Ebensolche Angriffe erfolgten östlich von Gaza Stadt und nahe des Grenzübergangs Erez, im Norden des Gazastreifens. Auch hier versteckten sich Augenzeugenberichten zufolge die israelischen Soldaten hinter Sandbergen und militärischen Wachtürmen und schossen von dort aus über den Grenzzaun.
Weitere Verletzte in der Westbank
Über die Westbank verteilt kam es ebenfalls bei Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Demonstranten zu zahlreichen Verletzungen von Palästinensern. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 14 Palästinenser im Bezirk Ramallah durch Gummistahlkugeln verletzt und mussten in das Palestine Medical Complex Krankenhaus eingeliefert werden. Neun weitere Demonstranten wurden ins Rafidia Krankenhaus in Nablus eingeliefert, davon waren sieben durch scharfe Munition verletzt worden.
In Bethlehem wurde ein Demonstrant ins Beit Jala Krankenhaus eingeliefert, nachdem er von israelischen Soldaten angegriffen und brutal zusammengeschlagen worden sein soll. Weitere Verletzte durch den intensiven Einsatz von Tränengaskanonen gab es in Ni’lin, Budrus, Bil’in und am Ortseingang von al-Biereh.
Insgesamt wurden bis zum Abend 57 Palästinenser durch den Einsatz von scharfer Munition sowie gummiummantelten Stahlkugeln verletzt. Einer davon, der Teenager aus Gaza, schwebt in Lebensgefahr.