(PN) 21.02.2018 – Bei verschiedenen Angriffen auf den Gazastreifen hat das israelische Militär drei weitere palästinensische Teenager getötet. Zwei Jugendliche im Alter von vermutlich 17 Jahren starben am Wochenende. Ein 19jähriger erlag heute seinen schweren Verletzungen von letzter Woche.

Die Todesumstände der zwei jugendlichen Palästinenser, die am Wochenende starben, sind auch Tage danach nicht eindeutig geklärt. Zunächst hatte das israelische Militär mitgeteilt, mehrere Jugendliche hätten am Samstagabend versucht, den Grenzzaun des Gazastreifens zu durchtrennen. Daraufhin habe die Armee Panzerfahrzeuge eingesetzt und zwei der Jugendlichen erschossen. Namen oder Alter nannte die Armee nicht.
Eine ähnlich lautende Erklärung gab am Sonntag auch das Palästinensische Menschenrechtszentrum (PCHR) ab. Nach deren Recherchen hätten vier palästinensische Jugendliche am Samstagabend versucht, durch den Grenzzaun nach Israel zu gelangen, um dort Arbeit zu finden. Das habe einer der verletzten Jugendlichen später ausgesagt. Das israelische Militär habe daraufhin mit Granatenbeschuss und scharfer Munition das Feuer auf die Kinder eröffnet und diese erheblich verletzt. Helfern des Palästinensischen Roten Halbmondes sei es gelungen, zwei verletzte Jugendliche zu bergen, sie mussten weitere Rettungsversuche jedoch wegen des andauernden Beschusses der israelischen Armee einstellen. Erst am Sonntagmorgen sei es gelungen, die anderen beiden Jugendlichen tot zu bergen. Laut Rotem Halbmond handelte es sich um den 17jährigen Salem Mohammed Soliman Sabbah und den 15jährigen Ayman Salim Irmeilat. Beide seien verblutet.
An dieser Version kamen durch anderslautende Berichte am Sonntag und Montag Zweifel auf.
Unbestritten ist, dass es am Sonnabend am Grenzzaun zu einem schweren Zwischenfall kam, als israelische Soldaten versuchten, eine palästinensische Fahne zu entfernen, die Demonstranten dort zuvor am Zaun befestigt hatten. Bei dem Versuch, die Fahne abzunehmen, explodierte ein Sprengsatz am Fuße der Fahnenstange und verletzte vier israelische Soldaten, zwei davon schwer.
Wenig später traf eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete ein israelisches Gebäude, richtete wenig Schaden an verletzte niemanden. Die israelische Armee reagierte auf die beiden Vorfälle Samstagnacht mit mehr als 10 Luftangriffen auf Rafah Stadt im Gazastreifen.
Nach Angaben des Palästinensischen Gesundheitsministeriums vom Sonntag kamen bei diesen Luftangriffen zwei 17jährige Palästinenser im Stadtteil Salam ums Leben. Ihre Namen wurden mit Salem Mohammad Sabah und Abdullah Abu Sheikha angegeben.
Am Montag berichteten dann auch palästinensische Nachrichtenagenturen und Medien, die zwei Jugendlichen seien durch Luftangriffe der israelischen Armee auf die Stadt Rafah ums Leben gekommen. Die ursprüngliche Version des direkten Beschusses bei einem angeblichen Durchbruchsversuchs des Grenzzaunes wurde nicht weiter berichtet. Nun aber variierte der Name und das Alter des zweiten Getöteten. Während das Palästinensische Gesundheitsministerium bei zwei 17jährigen und dem Namen Sheikha blieb, berichteten Medien wie zuvor in der anderen Version, es habe sich um einen 17jährigen und einen 15jährigen gehandelt.
Eine endgültige Klärung der Todesumstände gab es nicht. Unbestritten ist lediglich, dass am Wochenende durch israelischen Beschuss nun zwei weitere palästinensische Jugendliche zu Tode kamen, die am Sonntag unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Rafah beigesetzt wurden. In Berichten über die Beerdigungen wurde der zweite Getötete als Abdullah Abu Sheikha genannt.
Mit diesen beiden Teenagern erhöht sich die Zahl der durch die israelische Armee in den ersten sieben Wochen dieses Jahres getöteten palästinensischen Kinder auf sechs.
19jähriger erliegt seinen schweren Verletzungen vom Freitag
Darüber hinaus wurde am vergangenen Freitag im Gazastreifen bei den Demonstrationen des „Tages des Zorns“ erneut von israelischer Seite auf Demonstranten im Gazastreifen geschossen und ein 19jähriger nahe dem Bureij Flüchtlingscamp schwer verletzt. Der Teenager, Ahmad Helo, wurde ins Krankenhaus eingeliefert und erlag am heutigen Mittwochmorgen seinen schweren Verletzungen. Die Zahl der durch Israel seit Anfang Dezember getöteten Palästinenser erhöht sich damit auf mindestens 17.
In einer Stellungnahme am Wochenanfang bestätigte der Koordinator für die besetzten Gebiete des Israelischen Verteidigungsministeriums, Major General Yoav Mordechai, zunächst 15 getötete und 400 verletzte Palästinenser durch Israel in den letzten Wochen, machte dafür aber die Hamas verantwortlich, die die Demonstranten an den Grenzzaun zu Protesten schicke. Solche Proteste seien „inakzeptable Eingriffe“. Die Schützen der israelischen Armee, die durch völkerrechtswidrigen Schusswaffeneinsatz die Toten und Verletzten verursacht hatten, erwähnte er nicht.
Die israelische Armee und der israelische Verteidigungsminister, der rechte Politiker Avigdor Liberman, warnten Palästinenser in Gaza davor, weiter zu demonstrieren. Von jetzt an werde man mit „weitaus größerer Härte“ gegen Demonstrationen vorgehen.
Nach den bisher zahlreichen Toten und Hunderten Verletzten war dies eine unmissverständliche Drohung, dass Israel seine tödlichen und körperverletzenden Angriffe auf unbewaffnete palästinensische Demonstranten, trotz internationaler Proteste und Appelle, verstärken wird.
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Nachtrag:
Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem hat die Todesumstände der beiden Jugendlichen, die am 17.02.2018 getötet wurden, untersucht. Danach wurden die beiden bei dem Versuch, sich vom Gazastreifen aus dem Grenzzaun zu nähern, gemeinsam mit zwei Freunden von der israelischen Armee unter Beschuss genommen und getötet. Die Namen der Getöteten gibt B’Tselem nach Rücksprache mit den Familien als Abdallah Ermelat (Alter 14 Jahre) und Salem Sabah (Alter 16 Jahre) an.