(PN) 10.03.2018 – Erneut haben israelische Soldaten auf Palästinenser geschossen und dabei am Freitag und Samstag jeweils einen jungen Mann getötet. Am Freitag starb der 24jährige Mohammad Zain al-Jaabari in Hebron. Am heutigen Samstagabend erschossen israelische Soldaten den 19jährigen Amir Omar Shahada in Urif nahe Nablus.

Bei dem gestrigen Vorfall war es zwischen jugendlichen Palästinensern und der Armee in Hebron zu Zusammenstößen gekommen. Dabei erschossen israelische Soldaten den 24jährigen Mohammad Zain al-Jaabari. Die Armee gab zunächst an, die Soldaten hätten bei den Protesten auf einen „Hauptanstifter mit scharfer Munition geschossen, der einen Molotowcocktail hielt, in der Absicht, diesen zu werfen“. Doch sowohl Videoaufnahmen als auch unmittelbar nach dem Schuss aufgenommene Fotos zeigen, dass Jaabari nichts dergleichen bei sich trug.
Er befand sich auch nicht als Anstifter inmitten von Demonstranten, sondern stand fast alleine auf einer etwas erhöhten Straße an einer hüfthohen Mauer und schaute von dort hinunter, wo israelische Soldaten schossen. Ein Soldat schoss daraufhin über die Mauer und traf ihn. Jaabari, von dem palästinensische Medien berichten, dass er taubstumm war, wurde sofort vom Anschlagsort weggebracht, starb aber später im Krankenhaus an der schweren Verletzung.

19jährigem in die Brust geschossen
Nur einen Tag später, am heutigen Samstag, erschossen israelische Soldaten in Urif bei Nablus in der Westbank den 19jährigen Amir Omar Shahada.
Extremistische Siedler aus der nahegelegenen illegalen Siedlung Yitzhar waren am Samstagabend in Urif eingedrungen und hatten die Bewohner angegriffen. Als diese sich wehrten, trafen kurze Zeit später israelische Soldaten ein, die nicht gegen die aggressiven Siedler vorgingen, sondern die angegriffenen Palästinenser bedrängten, woraufhin es zu Zusammenstößen kam. In deren Verlauf setzten die israelischen Soldaten auch scharfe Munition ein und schossen dem 19jährigen in die Brust. Einem 16jährigen Jungen, Hammam Sobhi, schossen sie in den Fuß. Während der Junge im Krankenhaus versorgt werden konnte, kam für den 19jährigen Shahada jede Hilfe zu spät.

Es ist nicht das erste Mal, dass extremistische israelische Siedler aus der illegalen Siedlung Yitzhar in Urif eindringen und die palästinensischen Bewohner angreifen. So hatten im April letzten Jahres Dutzende von radikalen Siedlern bei Überfällen in Urif vier Palästinenser verletzt. Die hinzugerufenen israelischen Sicherheitskräfte unternahmen nichts gegen die Angreifer, sondern schickten die Siedler lediglich weg. Kurze Zeit später tauchten diese mit Verstärkung erneut in Urif auf, beschädigten Häuser, schlugen an Autos Windschutzscheiben ein und zerstörten Olivenhaine. Diesmal griff die israelische Armee ein, indem sie die Palästinenser, die sich gegen die Angriffe wehrten, mit Gummistahlkugeln beschossen. Keiner der angreifenden Siedler wurde festgenommen.
Nur eine Woche später griffen extremistische Siedler aus Yitzhar erneut Urif an und warfen Steine auf die Bewohner, dabei wurde ein palästinensischer Bewohner verletzt. Erneut griffen israelische Soldaten in das Geschehen ein und schossen auf die sich wehrenden Einwohner von Uri. Dabei wurde der 55jährige Palästinenser Taysir al-Safdeh von einer gummiummantelten Stahlkugel im Bein getroffen.
Im November 2017 griffen Siedler aus Yitzhar eine Gruppe von palästinensischen Bauern aus Urif an, die bei der Olivenernte waren. Dabei wurden der Bauer Taysir Mahmoud Salah, seine Frau Itaf Salah sowie seine Schwester Faida Salah verletzt.
In allen Fällen unternahmen die israelischen Sicherheitskräfte nichts, um die Palästinenser vor den extremistischen Siedlern zu schützen. Menschenrechtsorganisationen sprachen daraufhin von einer „Kultur der Straflosigkeit“.
Die israelische Menschenrechtsorganisation Yesh Din bestätigt dies in einem Bericht vom vergangenen März. Lediglich in 8,2% aller gemeldeten Fälle von Siedlergewalt hat Israel mit einer Anklage der Täter reagiert. Im Umkehrschluss heißt das, dass in 91,8% aller angezeigten Fälle von Siedlergewalt die Täter straffrei ausgingen.