(PN) 13.03.2018 – Bei einem Bombenanschlag auf die Fahrzeugkolonne des palästinensischen Ministerpräsidenten Rami Hamdallah heute Vormittag im Gazastreifen wurden sieben seiner Sicherheitskräfte verletzt. Hamdallah selbst entkam dem Anschlag, da er in einem anderen Fahrzeug saß, als ursprünglich geplant. Die Hamas erklärte, für den Anschlag nicht verantwortlich zu sein, und wies entsprechende Schuldzuweisungen der Fatah zurück.

Der Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Rami Hamdallah, befand sich auf einem Besuch zu einer Wasseraufbereitungsanlage im nördlichen Gazastreifen. Kurz nachdem seine Fahrzeugkolonne den Grenzübergang Erez von Israels Seite aus passiert hatte und die Hauptstraße hinunterfuhr, explodierte der Sprengsatz am Straßenrand. Dabei wurde ein Fahrzeug, in dem der Ministerpräsident hätte sitzen sollen, schwer beschädigt, sieben seiner Sicherheitskräfte wurden verletzt, drei davon in dem Fahrzeug, in dem Hamdallah ursprünglich sitzen sollte.

Ein Video, das im Internet kursiert, zeigt die Kolonne kurz nach der Einfahrt im Gazastreifen und endet mit der Explosion der Bombe.
Auf einem weiteren Video ist anschließend das Chaos unmittelbar nach dem Anschlag zu sehen. Palästinensische Polizei, Sicherheitskräfte und Ambulanzen sind binnen Kürze am Anschlagsort und kümmern sich um die Verletzten sowie die hochrangige Delegation.
Die Regierungspartei der Palästinensischen Autonomiebehörde, Fatah, verurteilte den Anschlag auf das Schärfste als einen „terroristischen Anschlag“ und machte die im Gazastreifen regierende Hamas für den Attentatsversuch verantwortlich. Hamas trage „die volle Verantwortung für diesen kriminellen Akt“, so ein Vertreter des Zentralkomitees der Fatah. Mit dem Attentat solle die Versöhnung zwischen Fatah und Hamas behindert werden. Ministerpräsident Hamdallah versicherte jedoch bereits kurz nach dem Anschlag, dass dieser Vorgang „unsere Beharrlichkeit verstärkt, Arbeitsplätze im Gazastreifen zu schaffen und an der Beendigung der Trennung zu arbeiten“. Er werde in Kürze wieder in den Gazastreifen reisen, trotz des Attentatsversuchs.
Hamas verneint Verantwortung für das Attentat
Auch die Hamas verurteilte den Anschlag, wies jedoch die Beschuldigung der Fatah zurück. Fawzi Barhoum, Sprecher der Hamas, sagte: „Die Hamas sieht dieses Verbrechen als untrennbaren Teil der Bemühungen, die Sicherheit im Gazastreifen zu destabilisieren und die Versöhnung und Solidarität anzugreifen. Hinter diesem Verbrechen stecken dieselben Leute, die auch Mazen Fuqaha töteten und General Wawfiq Abu Naim zu töten versuchten.“ Fuqaha war ein Oberst des militärischen Arms der Hamas und fiel letztes Jahr im Gazastreifen einem Anschlag zum Opfer. Naim, General im Sicherheitsapparat der Hamas, entging nur knapp dem Tod, als im Oktober 2017 mitten in Gaza Stadt eine Bombe in seinem Auto hochging. In beiden Fällen bezichtigte Hamas die Israelis, hinter den Anschlägen zu stecken.
Barhoum forderte die Palästinensische Autonomiebehörde auf, den Vorfall zu untersuchen, und erklärte, die Hamas wäre mit den „vorgefertigten Vorwürfen“ nicht zufrieden. Ministerpräsident Hamdallah, der inzwischen nach Ramallah zurückgekehrt ist, forderte seinerseits die Hamas auf, gemäß der Versöhnungsvereinbarung die Aufgabe der inneren Sicherheit an die Fatah-Regierung abzugeben. „Wie kann eine Regierung ohne Sicherheit arbeiten?“, fragte er die Hamas. Gleichzeitig betonte er, dass dieser Anschlag die Bemühung um eine nationale Versöhnung nicht beeinträchtigen werde. „Wir werden so lange arbeiten, bis wir wieder in Gaza und die Reihen geschlossen sind. Es wird keine Heimat geben, ohne den Gazastreifen.“
Die Bundesregierung hat den Anschlag auf den palästinensischen Ministerpräsidenten am Nachmittag verurteilt. „Wir ermutigen Ministerpräsident Hamdallah, in seinen Bemühungen um einen innerpalästinensischen Aussöhnungsprozess nicht nachzulassen. Nur durch Dialog und Ausgleich werden nachhaltige Fortschritte, auch für die Menschen in Gaza, möglich. Gewalt darf als Mittel der politischen Auseinandersetzung keinen Raum haben. Es ist wichtig, dass die Hintergründe der Tat aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.