(PN) 19.03.2018 – In einem ungewöhnlichen Gastkommentar in der New York Times hat der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, gestern darauf gedrängt, die Zwei-Staaten-Lösung als einzig richtigen Weg für einen Frieden zwischen Palästinensern und Israelis umzusetzen. Unterlasse Israel dies, sei der jüdische Staat in ernsthafter Gefahr.

Lauder ist seit 2007 Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC) und hatte sich in der Vergangenheit stets für den israelischen Ministerpräsidenten, Benjamin Netanyahu, stark gemacht. Doch in letzter Zeit soll die Beziehung Risse bekommen haben. Der Gastkommentar von Lauder in der New York Times setzt nun ein markantes Zeichen des Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses gegen die Okkupations-Politik Netanyahus.
Nach Ansicht des Präsidenten des WJC stehe Israel vor existentiellen Bedrohungen. Neben der zunehmenden „Kapitulation vor religiösen Extremisten“ sieht Lauder die Gefahr vor allem „in einem möglichen Untergang der Zwei-Staaten-Lösung.“
Er sei Konservativer und habe die Likud-Partei seit 1980 unterstützt, so Lauder.
„Aber tatsächlich leben 13 Millionen Menschen zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer. Und fast die Hälfte von ihnen sind Palästinenser. Wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen, wird Israel vor eine harte Entscheidung gestellt: den Palästinensern volle Rechte zu gewähren und aufzuhören, ein jüdischer Staat zu sein, oder ihre Rechte aufzuheben und aufzuhören, eine Demokratie zu sein.“
Um diese inakzeptablen Folgen zu vermeiden, sei die Zwei-Staaten-Lösung der einzige Weg nach vorne.
Nach Ansicht des WJC-Präsidenten unterstützen einige Israelis und Palästinenser Initiativen, die diese Möglichkeit zu gefährden drohen. Dazu zählt er Aufwiegelung und Unnachgiebigkeit von Palästinensern, die er als destruktiv bezeichnet.
„Aber destruktiv sind auch Annexionspläne, angeschoben von Rechten, und ausgedehnte jüdische Siedlungsbauten jenseits der Trennungslinie. In den letzten Jahren sind Siedlungen in der Westbank auf Land, das bei jeder Verhandlungslösung aller Wahrscheinlichkeit nach Teil eines Palästinenserstaates sein wird, weiter gewachsen und haben sich ausgedehnt. Solch kurzsichtige israelische Politik schafft eine irreversible Ein-Staaten-Realität.“
Eine wachsende Zahl jüdischer Millennials – insbesondere in den Vereinigten Staaten –, distanziere sich laut Lauder von Israel, weil Israels Politik ihren Werten widerspreche.
„Manchmal verlangt Loyalität von einem Freund, dass er eine unbequeme Wahrheit ausspricht. Und die Wahrheit ist, dass das Gespenst einer Ein-Staaten-Lösung und die wachsende Kluft zwischen Israel und der Diaspora die Zukunft des Landes, das ich so sehr liebe, gefährden.
Wir müssen den Kurs ändern. Wir müssen auf eine Zwei-Staaten-Lösung drängen und eine gemeinsame Basis finden, um den Erfolg unserer geliebten Nation sicherzustellen.“
Der Gastkommentar erschien nur einen Tag vor dem heutigen Auftritt Lauders auf dem Weltforum zur Bekämpfung von Antisemitismus in Jerusalem. Dort spricht Lauder heute Abend unmittelbar vor dem israelischen Bildungsminister Naftali Bennet, dessen Habayit Hayehudi Partei eine Zwei-Staaten-Lösung ablehnt.
Die israelische Tageszeitung Haaretz prognostizierte entsprechend, dass der Präsident des Jüdischen Weltkongresses mit starkem Gegenwind „der rechten Diffamierungsmaschinerie“ rechnen müsse, stelle er sich mit diesem Gastkommentar doch an die Seite derer, „die Netanyahu routinemäßig als Verräter, Defätisten und Israel-Hasser bezeichnet“.
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