(PN) 26.04.2018 – Tausende haben heute im Gazastreifen an der Beerdigung des gestern verstorbenen Journalisten Ahmad Abu Hussein teilgenommen. Der Journalist war vor zwei Wochen von israelischen Scharfschützen am Rande des Freitagsprotestes niedergeschossen worden. Ärzte kämpften eine Woche lang um sein Leben, aber konnten ihn nicht retten. Der Vorsitzende des Palästinensischen Journalistenverbandes nennt die Erschießung des Journalisten „Mord“.

Während die Trauernden zum Friedhof zogen, beklagten die Teilnehmer immer wieder lautstark die fortdauernden Gewalttätigkeiten Israels und verurteilten die Tötung von inzwischen 42 Palästinensern, darunter drei Kindern, seit Ende März.
Der Vorsitzende der Palästinensischen Journalistengewerkschaft, Nasser Abu Baker, sagte bei seiner Trauerrede, die Erschießung der beiden Journalisten Ahmad Abu Hussein und – eine Woche zuvor – Yaser Murtaja könne man nur als Mord einstufen, denn beide hätten zum Zeitpunkt ihrer Erschießung für alle sichtbar ihre Schutzweste mit der Aufschrift „PRESSE“ getragen. Baker erinnerte daran, dass Israel seit 2013 über 2.500 Angriffe auf Journalisten verübte und dabei 24 Journalisten zu Tode kamen.
Der 24jährige Ahmad Abu Hussein ist bereits der zweite palästinensische Journalist, der von israelischen Soldaten während seiner Tätigkeit als Berichterstatter bei den Freitagsprotesten erschossen wurde. Eine Woche zuvor hatten israelische Scharfschützen den 30jährigen Kollegen Yaser Murtaja auf gleiche Weise mit Schüssen in den Unterleib getötet. Murtaja hinterlässt eine Frau und einen zwei Jahre alten Sohn.
Abu Hussein hinterlässt seine Mutter. Sie berichtete Journalisten, dass ihr Sohn als Radioreporter und Fotograf im Einsatz war und ständig einen Angriff befürchtet habe. „Aber die Lage in Gaza ist schwierig. Es gibt keine Arbeit. Ahmad war immer ehrgeizig und wollte vorankommen. Ein Freund bot ihm einen Job an, und er schrieb und fotografierte für die Agentur und schickte ihnen sein Material für Veröffentlichungen.“
Die Mutter berichtete auch, dass Ahmad Abu Hussein mit explodierender Munition beschossen wurde. Diese, international geächteten, Butterfly- oder auch Dum-Dum-Geschosse verursachen maximale Zertrümmerung von Knochen und inneren Organen und erzeugen so Verletzungen, die sich operativ kaum noch beherrschen lassen. Die Ärzte konnten den Journalisten nicht mehr retten.
Sherif Mansour, Programmkoordinator des internationalen Committee to Protect Journalists (Komitee zum Schutz von Journalisten – CPJ), betonte in einer Stellungnahme, dass der Tod von Ahmad Abu Hussein die Notwendigkeit unterstreiche, dass Israel seine Politik gegenüber Journalisten dringend überdenke und ändere. „Schutzkleidung, die die Träger ganz klar als Pressevertreter ausweist, soll ihnen Schutz bieten – nicht sie zur Zielscheibe machen,“ sagte Mansour.
In Ramallah, in der Westbank, versammelten sich unterdessen parallel zur Beerdigung in Gaza Dutzende von Journalisten an der Al-Manara Kreuzung und gedachten ihres getöteten Kollegen Ahmad Abu Hussein.