(PN) 08.06.2018 – Zwei Monate, nachdem die israelische Armee zwei Journalisten in Gaza getötet hat, verweigert sie jede Antwort auf die Frage, ob die verantwortlichen Soldaten und Offiziere in irgendeiner Weise zur Verantwortung gezogen werden. Das berichtet das israelische Onlinemagazin +972.

Am Freitag den 06.04.2018 hatten israelische Scharfschützen den Foto- und Videojournalisten der Ain Media Agentur, Yaser Murtaja, erschossen. Eine Woche später schossen sie auf den Journalisten Ahmad Abu Hussein, der zehn Tage später seinen Verletzungen erlag. Bis heute hat die israelische Armee zu den Tötungen keine Stellungnahme abgegeben oder sich entschuldigt. Sie erklärte lediglich, „nicht gezielt auf Journalisten“ zu schießen.
Diese Aussage steht allerdings im Kontrast zu den Zahlen: 30 Journalisten wurden seit dem 30. März in Gaza mit scharfer Munition beschossen, zwei wurden getötet und weitere drei wurden von Gummistahlkugeln verletzt. Alle Journalisten waren dabei mit Schutzwesten ausgestattet, auf denen deutlich lesbar das Wort „PRESSE“ aufgedruckt war, und waren damit für die israelische Armee eindeutig als Journalisten zu erkennen.
Das israelische Online Magazin +972 wollte zwei Monate nach den Tötungen von der israelischen Armee wissen, welche Konsequenzen aus den Erschießungen der beiden Journalisten gezogen wurden. Die Redaktion fragte beim Sprecher der israelischen Armee an und bat um die Beantwortung von drei Fragen:
- Welche Untersuchungen bezüglich der Tötung der beiden Journalisten wurden eingeleitet?
- Hat es eine Entscheidung gegeben, die an der Erschießung beteiligten Soldaten zu disziplinieren oder zu bestrafen?
- Plant die israelische Armee Änderungen ihrer Vorschriften und Regeln, um sicherzustellen, dass keine weiteren Journalisten in ähnlichen Situationen getötet oder beschossen werden?
In den letzten zwei Wochen wiederholte die +972 Redaktion die Fragen gegenüber dem israelischen Armeesprecher insgesamt fünf Mal, ohne eine Antwort zu erhalten. Der Armeesprecher bestätigte zwar, die Fragen erhalten zu haben, weigerte sich aber, diese zu beantworten.
Damit drückt sich die israelische Armee, die für inzwischen 131 getötete Palästinenser am Grenzzaun von Gaza verantwortlich zeichnet, erneut darum, ihre tödlichen Aktionen zu erklären oder zu untersuchen, auch in den Fällen, in denen es eindeutig um Journalisten geht, die bei der Ausübung ihrer Tätigkeit von israelischen Scharfschützen erschossen wurden. Sie beharrt stattdessen weiterhin darauf, auf Journalisten nicht gezielt geschossen zu haben.
Zweifel an der Behauptung der israelischen Armee
An der Richtigkeit dieser Behauptung sind Zweifel aufgekommen, nachdem der Armeesprecher selbst in einem – später gelöschten – Tweet erklärt hatte, man wisse genau, „wo welche Kugel gelandet“ sei. Alles habe man exakt geplant und präzise ausgeführt.
Dies bestätigte kürzlich auch ein Soldat, der als Reservist am 14. Mai am Gazazaun im Einsatz war. An jenem Tag waren allein 63 Demonstranten erschossen worden, eine „enorme Zahl“, wie auch der Soldat einräumte. In einem Beitrag für die Times of Israel bemühte er sich, den Eindruck zu erwecken, wonach die Armee alles unternehme, scharfe Munition – mit der die beiden Journalisten getötet wurden – nur „als letztes Mittel“ einzusetzen.
Gleichzeitig schrieb er jedoch: „Die IDF platziert hochrangige Offiziere an allen Einsatzstellen, um sicherzustellen, dass jeder Schuss genehmigt ist und die Absegnung durch eine verantwortlichen Person mit der erforderlichen Autorität hat“.
Und weiter schrieb er: „Ich kann durch meine persönlichen Erlebnisse bezeugen, dass jede Kugel und jeder Treffer genauestens in Excel Dateien registriert, dokumentiert und untersucht wird. Ich war da, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.“
Angesichts solcher Abläufe, bei denen die Armee selbst angibt, exakt zu wissen wen sie beschießt und wo jede Kugel trifft, ist es schwer vorstellbar, dass die Erschießung von zwei Journalisten und der Beschuss von 30 Journalisten nicht gezielt gewesen sein sollen. Doch trotz fünfmaliger Nachfrage verweigert die israelische Armee auch zwei Monate nach den Tötungen dazu weiterhin jede Antwort.

Warum nennt ihr das Kind nicht beim Namen.
Das ist keine Armee, das sind Mörder.
Es ist eine Schande für die BRD mit solchen Leuten noch
igendwelchen diplomatischen Austausch zu betreiben, sowie denen
noch Waffen zu liefern, womit sie sich mitschuldig machen.
Dieser Bericht ist ein weiterer Beweis für die Feigheit der Journalisten, das
Kind beim Namen zu nennen.
Es fehlen die Worte Mörder, Verbrecher u.s.w. um das was hier stattfindet zu beschreiben.
Das ist keine Armee die hier agiert, das ist ein Haufen Schwerverbrecher, die offensichtlich
in der aktuellen Welt der Berichterstattung Immunität geniesst.
Naja vielleicht kann man mit so einem Bericht die Illusion, man wäre ein Journalist,
aufrecht erhalten.
Mein Tip beschreibt die Dinge wie sie sind, oder lasst es sein.
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„… oder lasst es sein“ ?
Das ist genau, was die restliche Berichterstattung in Deutschland macht. Und das empfehlen Sie ernsthaft? Dann liegt Ihnen an der Sache nicht viel.
Was Sie sehen müssen ist, das Journalismus Berichterstattung ist, nicht Aktivismus. Unsere Aufgabe ist es, über die Dinge, die stattfinden, sachlich und korrekt zu berichten, um dann dem Leser die Möglichkeiten zu geben, sich auf der Basis dieser Informationen eine eigene Meinung zu bilden. Und wenn Sie nach dieser sachlichen Berichterstattung für sich zu der Erkenntnis gelangten, dass es sich hier um einen Mord und ein Verbrechen handelt, konnten Sie sich doch eine Meinung auf der Basis des Berichts bilden. Dann hat der Journalismus seine Aufgabe erfüllt. Dafür kritisiert zu werden, macht keinen Sinn.
Im übrigen müssen Sie im Journalismus klar zwischen Bericht und Kommentar unterscheiden. Im Bericht – wie diesen hier, den Sie kritisieren – werden ausschließlich die Fakten geschildert, so wie sie sich zugetragen haben. Im Kommentar kann der Journalist dann auch eine Meinung dazu liefern. Und wenn Sie meinen, wir würden nicht genug Klartext reden – dann lesen Sie doch vielleicht einmal unsere Klartexte. Sie finden Sie hier: https://palaestina-nachrichten.de/klartext. – Meinen Sie wirklich, wir äußern uns nicht klar genug?
Wenn Sie dann noch unter dem Menüpunkt „Nachrichten“ schauen, was wir tagtäglich berichten, ist es erst recht unbegreiflich, wenn Sie ausgerechnet uns „Feigheit der Journalisten“ vorwerfen. Wenn wir etwas ganz sicher nicht sind, dann feige. Wären wir es, gäbe es die Palästina Nachrichten gar nicht.
Gäbe es aber die Palästina Nachrichten nicht, hätten Sie von dem, was wir hier berichtet haben, nie etwas erfahren – denn die anderen „lassen es sein“.
Dann hätten Sie sich aber auch nicht ihre sehr klare Meinung bilden können. Und das wäre nicht gut. Oder?
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