(PN) 29.062018 – Nur einen Tag, nachdem israelische Soldaten in Gaza einen 17jährigen palästinensischen Jungen mit Artilleriegranaten töteten, haben am Freitag israelische Scharfschützen mit verbotener explodierender Munition einen 13jährigen Jungen durch einen Schuss in den Kopf getötet. Ebenfalls erschossen wurde ein 24jähriger Palästinenser. Beide Todesopfer nahmen am 14. Protest des „Großen Rückkehrmarschs“ am Zaun von Gaza teil. Verletzt wurden außerdem 415 palästinensische Demonstranten.

Tausende Palästinenser hatten erneut am Zaun von Gaza am „Großen Rückkehrmarsch“ teilgenommen und gegen die illegale, seit über zehn Jahren andauernde Blockade des Gazastreifens durch Israel protestiert.
Beim Protestcamp östlich von Khan Younis im südlichen Gazastreifen schossen israelische Soldaten mit scharfer Munition auf die Demonstranten. Dabei benutzten sie auch wieder international verbotene explodierende Kugeln, sogenannte Butterfly-Geschosse. Beim Eindringen in den Körper bersten sie auseinander und verursachen verheerende Wunden und Zerstörungen.
Der 13jährige Yasser Abu Al-Naja wurde Opfer solcher Kugeln, als ihm am Freitagnachmittag israelische Scharfschützen mit explodierender Munition direkt in den Kopf schossen. Der Junge hatte keine Chance. In der linken Hälfte des Kopfes, direkt über dem Ohr, zertrümmerte das Geschoss die Schädeldecke und hinterließ ein mehr als faustgroßes, klaffendes Loch. Zwar mühten sich die Sanitäter noch vor Ort, den Jungen am Leben zu halten, doch der 13jährige starb ihnen unter den Händen weg.

Warum Israel kontinuierlich mit international verbotener Munition auf unbewaffnete Demonstranten schießt, erklärt die Armeeführung nicht. Sie betont ständig, man würde nur Grenzverletzer „abwehren“, doch für ein Abwehren würde normale Munition, die tödlich genug sein kann, ausreichen. Stattdessen setzt Israel seit Beginn des „Großen Rückkehrmarschs“ gegen die Demonstranten immer wieder explodierende Geschosse ein, die Gewebe und Knochen völlig zerstören, sodass keine Heilungschance besteht. Über 30 Beine und Arme mussten Palästinensern bereits amputiert werden, weil die Gliedmaßen aufgrund der vollständigen Zertrümmerungen nicht zu retten waren.
Wie fürchterlich diese Munition ist, zeigt sich sehr deutlich, wenn damit sogar Kindern in den Kopf geschossen wird. Aus diesem Grund veröffentlichen die Palästina Nachrichten das Foto des tödlich verletzten Jungen aus der Pathologie. Es gehört zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung, das Grauen, das von diesen Kugeln ausgeht und das die israelische Armee trotz aller internationaler Proteste weiterhin rücksichtslos und in Verletzung von Kriegsrecht und humanitärem Völkerrecht verursacht, zu dokumentieren.
Nicht jeder wird jedoch in der Lage sein, den fürchterlichen Anblick zu ertragen. Zum Schutz der Leser veröffentlichen wir daher im Artikel das unkenntlich gemachte Foto. Das Originalfoto veröffentlichen wir auf einer separaten Seite. Wir warnen vor dem Anblick, aber wir meinen, dass man das Ausmaß der von Israel angewendeten Gewalt nur begreifen kann, wenn man sich dieser Realität, die für den 13jährigen tödlich war, stellt.

In der Pathologie, wo der kleine Körper aufgebahrt war, bemühten sich Ärzte nach der Einlieferung, den entsetzlich zugerichteten Kopf so zu bandagieren und zu säubern, dass die Angehörigen beim Abschied den Anblick würden ertragen können. Gleichwohl kam es anschließend zu herzzerreißenden Szenen.
Mit dem 13jährigen Yasser Abu al-Naja hat Israel bereits 27 palästinensische Kinder in diesem Jahr getötet, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.

24jähriger nahe Rafah erschossen
Getötet wurde am Freitag auch der 24jährige Mohammad Fawzi Hamaydeh. Israelische Scharfschützen hatten ihm östlich von Rafah sowohl in den Unterleib als auch ins Bein geschossen. Auch für ihn bestand angesichts der Schwere der Verletzungen keine Überlebenschance.

Nach der Erschießung des 13jährigen Yasser Abu al-Naja und des 24jährigen Mohammad Fawzi Hamaydeh steigt die Zahl der von israelischen Soldaten seit dem 30. März getöteten Palästinenser in Gaza auf 143.
Darüber hinaus wurden am Freitag 415 Palästinenser durch Beschuss mit Tränengasgranaten und scharfer Munition verletzt, darunter sind 11 Kinder. 133 Palästinenser mussten in Krankenhäuser gebracht werden, drei Verletzte schweben in Lebensgefahr.
Die Zahl der seit Ende März von Israel verletzten Teilnehmer am „Großen Rückkehrmarsch“ steigt damit auf 15.055.
Wie Demonstranten in Gaza immer wieder betonen, handelt es sich bei den 15.055 um Menschen – nicht Zahlen.
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